Mittwoch, 20. April 2011

Rezension: Ein Winter mit Baudelaire von Harold Cobert



Titel: Ein Winter mit Baudelaire
Autor: Harold Cobert
Genre: Zeitgenössische Literatur
Verlag: Pendo
ISBN: 9783866122581
Seitenanzahl: 288 Seiten
Preis: 17.95 €
Erschienen: 01.08.2010



„Entschuldigen Sie, Madame, ich brauche noch einen Euro, um etwas essen zu können....“ Stumpfe Blicke, Kopfschütteln, hochgezogene Augenbrauen, gereizte Seufzer, Murren, Hände wie zu einer unsichtbaren Mauer erhoben.
(S. 117)

Wir sind in Paris, in der Gegenwart und begleiten Philippe auf seinen Lebens- und Leidensweg. Erst verliert er seine Familie, dann sein Zuhause, seinen Führerschein und schließlich seinen Beruf. Alles innerhalb von einem Monat. Schicksalsschläge, die man nicht so einfach wegstecken kann. Er landet auf der Straße. Und das passend zur kalten Jahreszeit. Sein einziges Ziel: Überleben. Essen, Trinken, sauber bleiben, sich nicht vergessen. Die Monate gleiten so dahin bis er Baudelaire kennenlernt. Sein neuer Freund auf vier Beinen. Mit ihm lernt er wieder nach vorne zu schauen und sein Schicksal nicht einfach so anzunehmen sondern für ein besseres Leben zu kämpfen.

Harold Cobert schreibt mit sehr viel Gefühl und mit einer gewissen Leichtigkeit über ein Thema wo man sich kaum Gedanken drum macht. Wir sehen Obdachlose fast täglich, bettelnd am Straßenrand stehen. Ein kurzer Blick, vielleicht auch eine milde Geste und schon ist sein Schicksal vergessen. Doch Cobert widmet sich diesem Thema, zeigt die Gefühlswelt eines Obdachlosen, im Buch auch oft als Penner bezeichnet. Die Aussichtslosen Situation in der sich diese Menschen befinden, wird uns oft nicht bewusst. Keine Arbeit, keine Wohnung; keine Wohnung, keine Arbeit. Ein Teufelskreis in dem man nur schwer herausfindet und wenn man dann keine Freunde oder Familie hat, die einen Tatkräftig unterstützen, landet man oft nur noch im Sumpf seines Rausches.

Ein Buch, was ein schweres Thema aufgreift, was aber durch Coberts Schreibstil nicht zu einem überladenden Aufklärungsroman wird, sondern er schafft es mir einer leichten, aber eingängigen oft auch derben Wortwahl das Herz zu berühren.

Die Charaktere sind so lebendig dargestellt das ich mit Philippe, gelitten, gehofft, geweint habe. Ich habe gesehen, gehört und das gleiche gerochen wie er. Bis einen das Ganze so mitnimmt, dass man die Seiten schließen muss, um erst einmal tief Luft zu holen.

Die Aufmachung des Buches ist, für meinen Geschmack, auch sehr gut gelungen. Ein verträumtes Blau, ein einsamer Mann und sein bester Freund. Passt zur Geschichte, ist nicht zu überladen, fällt aber ins Auge.

Mein Fazit: Lesen! Es ist zu meinem Lieblingsbuch geworden. Und Taschentücher bereitliegen, wer ein gefühlvolles Herz hat, wird sie brauchen. 

Zum Autor:
 Harold Cobert, 1974 in Bordeaux geboren und hat dort  Literatur studiert. Nach einem Surfunfall im Alter von zwanzig Jahren begann er zu schreiben. Er ist Theater-, Film- und Fernsehautor. Ein Winter mit Baudelaire ist sein erstes Buch, das auf Deutsch erscheint. 

3 Kommentare:

  1. Landet auf meiner Lektüreliste! Danke!

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  2. Oh, schön. Auf die Rezi hab ich gewartet. Bin jetzt fest entschlossen das Buch zu lesen. Danke, für die Empfehlung. LG :)

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  3. Hey :)
    Danke fürs verfolgen!
    Wir haben ja einen sehr ähnlichen Lesegeschmack, wenn ich mir die Thriller und Jugendbücher so ansehe :)
    Ich freu mich auf die "Tal" Rezension!

    Liebe Grüße :)
    http://saendras-buecherkiste.blogspot.com/

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